Altersklasse garantiert Podestplätze

25.09.2019

Zwei Garbsener zeigen, wie man selbst im fortgeschrittenen Alter Ausdauersport betreibt

Alles begann in Bokeloh – jedenfalls für Ingrid und Hartmut. Die heute 71jährige war 43 Jahre lang im Schuldienst und hat erst vor 15 Jahren mit dem Triathlon begonnen. Anfangs noch ohne Rennrad. Der Wunsch nach Bewegung im Freien stand im Vordergrund und zu Beginn das Inline-Skaten. Seither stehen 65 absolvierte Wettkämpfe auf ihrer Erfolgsliste, zumeist in Norddeutschland.

„Ich bin immer so reingepurzelt in die Sportarten und habe mir abgeguckt, wie die anderen das so machen und gefragt wie das geht“, sagt die Self-made-Woman vom Garbsener SC, die sich – wenn sie mal nicht von einem Triathlon-Wettbewerb zum nächsten unterwegs ist, am liebsten mit ihrem Wohnmobil durch Europa treiben lässt. Gerade kommt sie von der italienischen Reviera, wo sie viel wanderte und mit dem Rad die Küstenpiste zwischen San Remo und Imperia unterwegs war – mit großartigen Panoramen, wie sie versichert.

Trainieren tut sie eigentlich nicht, weil sie stets in Bewegung ist und fast jedes Wochenende einen Wettkampf absolvierte (Triathlon, Skaten, Laufen). Nur 2012, erinnert sich Ingrid Herwig, gab es eine Pause. „Da machte mein linkes Knie Probleme, im Job drohte ein burnout – eine Pause wurde fällig!“ Aber seit fünf Jahren läuft es wieder. Die Deutsche Meisterschaft über 10 km Straßenlauf absolvierte Ingrid im September 2018 mit dem dritten Platz und einer 53er-Zeit. Bei der DM Duathlon Kurzstrecke in Alsdorf im April 2018 gewann sie ihre Altersklasse.

Seit 2014 steht einmal pro Jahr eine olympische Distanz auf dem Programm, bevorzugt in Sassenberg/NRW. Acht bis neun Wettkämpfe absolviert Ingrid seither jährlich – das ist schon ein ganz beachtlicher Fahrplan. Bevorzugt geht sie in Celle, Wolfsburg und Hameln an den Start – und sie lobt Bad Bodenteich, wegen der Landschaft und der Verpflegung. Wenn sie aus dem Wasser kommt, ist sie oft bei den Letzten, auf dem Rad holt sie auf, beim Laufen geht es weiter nach vorn.

Für Hartmut Pelikan begann die Triathlon-Karriere am 25. August 1985 beim ersten Mal am Maschsee. Da war der Best-Ager gerade 50. In Bokeloh beim Kaliman war Hartmut seit 1990 immer dabei. Damals zählte der einstige Berufssoldat, Fahrlehrer und LVA-Angestellte aber immerhin auch schon 55 Jahre. Seither hat er als Aktiver an 364 Triathlon-Veranstaltungen teilgenommen – und eine Besonderheit ist, dass er immer eine Startnummer weiter haben möchte. Die 2019er-Saison beginnt für ihn also mit der 365.

Hartmut, der mit Jugendfußball beim TSV Havelse groß geworden ist und dann 35 Jahre lang als Schiri wirkte, absolvierte zwischen 1988 und 2018 regelmäßig das Triathlon-Abzeichen in Silber. „Überall, wo ich hinkomme, bin ich der Älteste“, sagt der heute 83jährige stolz. Und dass er meist als Letzter ins Ziel kommt, kümmert ihn wenig. „Mitmachen und heile ankommen“ lautet seine Devise. Beim Schwimmen bittet er oft um die Außenbahn, dann kann er besser an der Badeleiter aussteigen.

Von dort in die Wechselzone schlüpft er grundsätzlich in Badelatschen: Wegen der Verletzungsgefahr! Seit 2002 hat er ein künstliches Kniegelenk, das ihm neuerdings, aber nur beim Radfahren, Probleme bereitet. Er nimmt ausschließlich beim Volkstriathlon teil. Dort ist man geduldiger und wartet, bis er ins Ziel kommt. Vor unserem Interview-Termin am Blauen See in Garbsen, der liebgewonnenen alten Trainingsstrecke, hat er noch vor dem Frühstück erstmal einen 5-Km-Morgenlauf hingelegt. Hartmut Pelikan ist fit.

Ältere, die aufhören Leistungssport zu betreiben, weil sie nicht als Letzte ins Ziel kommen wollen, kann er nicht verstehen. „Erstens: einer muss es ja sein, und zweitens hält es jung, mit jungen Leuten Sport zu treiben“, sagt er. Außerdem: Die Altersklasse, zumal bei ihm, garantiert Podestplätze.

LUTZ TANTOW